2010-02-10
Im Prinzip Nein.
Auch für das Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg ist nach diesem Spiegel-Artikel lediglich erwiesen, dass eine spionagefähige Software installiert worden ist, mit der, ohne Spuren zu hinterlassen, die Arbeitsplatzcomputer aller Mitarbeiter durchsucht werden konnten. Gesucht wurde nach dieser Software, nachdem Prof. Dr. med. Jörg F. Debatin, Ärztlicher Direktor und Vorsitzender des Vorstandes, aus einer Stellungnahme zitiert hatte, die ein Arzt vertraulich für Mitglieder der Hamburger Bürgerschaft verfasst hatte.
Wenn also eine Online-Spionage noch nicht einmal für das UKE eindeutig erwiesen ist, gilt das erst recht auch für Hessens Kliniken.
Wir empfehlen deshalb auch keine gleichartige Untersuchung an hessischen Krankenhäusern. Wenn Sie nicht wissen, welche Daten wie offen liegen, kann ein socialising mit den richtigen Mitarbeitern weiter helfen.
Um niemanden in Versuchung zu führen, gegen den Datenschutz zu verstoßen, empfehlen wir grundsätzlich, auf sichere Kommunikationswege zu achten und sensible Arbeiten nur an einem wirklich Personal Computer zu verrichten. Insbesondere E-Mails haben die Vertraulichkeit einer Postkarte.
Für vertrauliche Nachrichten an fremden Rechnern sollten Sie zumindest einen verschlüsselten Weg wählen. Allerdings gibt es auch Software, die an einem Arbeitsplatzrechner die Tastenanschläge mitlesen kann. Aber die darf natürlich in einem deutschen Krankenhaus nicht installiert sein …
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2009-12-13
Im Prinzip Ja,
zumindest, wenn diese Pressemitteilung der Unternehmensberatung Porsche Consulting in den Krankenhäusern umgesetzt wird. "Es gibt Abläufe, die durch das Fließprinzip der Industrie verbessert werden können, ohne dass der Patient den Eindruck hat, er würde am Fließband behandelt", wird darin ein Klinikchef zitiert, dem es gemeinsam mit den Porsche-Beratern in seinem Luxemburger Hospital gelungen sein soll, die Auslastung des OP-Bereichs um 31 % zu verbessern.
Allerdings bezweifelt Radio Eriwan aufgrund der Berichte vieler Krankenhausärztinnen und -ärzte über die Folgen der Arbeitsverdichtung durch die Fallpauschalen den zweiten Halbsatz dieses Zitats. Zudem beklagen Ärztinnen und Ärzte es sehr häufig als belastend, dass sie auf die Organisation ihrer Arbeitsbedingungen zu wenig Einfluss haben.
Frage an Radio Eriwan: Kennst Du eine operative Klinik mit täglich 7:44h Arbeitszeit für Stationsärzte?
Im Prinzip Nein,
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2009-12-01
Im Prinzip Ja.
Vorausgesetzt, die acht Stunden Dienst bestanden aus einem gesunden Büroschlaf, der Bereitschaftsdienst gehörte zur virtuellen Stufe Null und man vertraut dem Inhalt dieser Pressemitteilung des Uniklinikums Dresden mit dem Titel Nachtdienst hat kaum Einfluss auf Leistungsfähigkeit der Ärzte.
"Die Untersuchung sollte klären, ob Ärzte künftig nur noch jeweils einen Tag- oder Nachtdienst leisten sollten, oder ob es vertretbar ist, an den nächtlichen Dienst einen Arbeitstag anzuhängen", erläuterte darin der Studienleiter, der damit den Eindruck erweckt, dass er zwar neben der Richtlinie der EU zur Arbeitszeit, dem Arbeitszeitgesetz und den Tarifverträgen zwischen dem Marburger Bund und dem Uniklinikum oder dem Land Sachsen steht, die so etwas gar nicht zulassen, aber voll in der Wirklichkeit vieler Kliniken.
"Obgleich Ärzte nach dem Nachtdienst schläfriger waren als ihre Kollegen, die ihren Dienst erst antraten, erzielten sie bei dem Rechentest gleich gute Ergebnisse", lesen die erstaunten Kollegen. Haben sie doch aus Ihrer Arbeitswirklichkeit und der reichhaltigen Literatur zu diesem Thema gelernt, dass übermüdete Ärzte unsicher wie unter Alkohol sind und nicht nur ihre Patienten durch Diagnose- und Behandlungsfehler, sondern auch sie selbst durch Unfälle und durch Herz-Kreislauferkrankungen gefährdet sind.
Frage an Radio Eriwan: Glaubst Du, was in der Studie steht?
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2009-09-09
Im Prinzip Ja,
stünden dem nicht das Grundgesetz und andere gesetzliche Normen entgegen.
Den Vorschlag einer Zwangsimpfung haben wir dieser 'Übersichtsarbeit Impfung gegen die klassische Influenza bei medizinischem Personal' (Dtsch Arztebl Int 2009; 106(36):567-72) entnommen, der das Deutsche Ärzteblatt im Heft 36 vom 4.09.09 sogar das Titelblatt gewidmet hat. Dort ist das etwas wolkiger formuliert: 'Verpflichtende Impfprogramme sollten deswegen (wegen ungenügender Influezaimpfrate – der Autor) in Erwägung gezogen werden.'
Als effektivste Maßnahme zur Steigerung der Durchimpfungsrate am Uniklinikum Frankfurt/M. habe sich nach dieser Arbeit eine Dienstanweisung erwiesen, dass alle ungeimpften Mitarbeiter mit direktem Patientenkontakt einen chirurgischen Mundschutz tragen mussten. Wir rechnen es den Verantwortlichen hoch an, dass sie auf einen Zwang zur Blutentnahme verzichteten, um die Verpflichtung zum Tragen des Mundschutzes auf Impfversager auszuweiten.
Frage an Radio Eriwan: Gibt es an einem Uniklinikum nicht auch andere Methoden zur Steigerung der Impfmotivation als solche mit Prangercharakter?
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2009-07-23
Anlass dieses Beitrags ist die Suche der Hessischen Krankenhausgesellschaft (HKG) nach dem "Hessischen Klinikteam 2009". Nehmen wir einmal an, es fänden sich die in diesem Artikel der fr-online.de angesprochenen Teams singender Operateure, hilfsbereiter Handwerker oder besonders freundlichen Pflegepersonals, die den aus einer hessischen Klinik geäußerten Einwand "Es ist ja etwas merkwürdig, dass man zur Belohnung, sich lächerlich gemacht zu haben, kostenlos einer Image- (oder Werbe?-) kampagne auf Plakaten zur Verfügung stehen darf, um anschließend in einer Pressekonferenz die HKG zu huldigen und hierfür auf dem hessischen Krankenhaustag als tolles Team geehrt zu werden" überwinden und am Wettbewerb der HKG teilnehmen wollen. Ihnen stellen sich aber unerwartete Schwierigkeiten in den Weg, die im FR-Artikel auch schon angesprochen wurden.
Wir wollen deshalb am Beispiel einiger chancenlosen Teams illustrieren, mit welchen Ausschlusskriterien zu rechnen ist. (mehr …)
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2009-04-08
Im Prinzip Ja,
aber erst nach Dienstschluss und nach Verlassen der Klinik.
Da ist es gut, dass die Zeiten lange vorbei sind, als man Assistenzärzten einer Uniklinik an Hand der Zahl ihrer Kinder nachweisen konnte, wie oft sie es gewagt hatten, einmal (natürlich meist heimlich in tiefer Nacht) die Klinik zu verlassen. Da nützte es ihnen auch nichts, bis spät in den grauenden nächsten Tag das Licht im Arbeitszimmer oder Labor brennen zu lassen …
2009 mussten wir nun im Deutschen Ärzteblatt Jg. 106, Heft 7 S. A-271 in dieser 'Randnotiz' des Chefredakteurs beklommen verfolgen, wie ein Stationsarzt sich das Recht genommen hat, nach Dienstschluss, aber vor Verlassen der Klinik, einen Besucher auf seine Sprechstunde zu verweisen, und das hatte sich nicht etwa 'auf einem kalten, abweisenden Klinikflur zugetragen. Nein, die Station ist in warmen, freundlichen Farben gestaltet.'
Statt nun etwa betroffen in sich zu gehen, haben zwei Ärztinnen und ein Arzt bei dem Versuch einer Rehabilitation der Klinikärzte, der größten Gruppe der Leserschaft, in Leserbriefen diesem Vorfall noch eine Krone aufgesetzt:
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2005-12-01
Aus vielen arbeitsmedizinischen Untersuchungen ist bekannt, wie unfallträchtig eine Übermüdung ist. Längst sind daraus auch Konsequenzen für das Verkehrsrecht gezogen worden. Viele Krankenhausverwaltungen scheinen Ärzten jedoch eine halbgottgleiche Resistenz gegen die Folgen der Übermüdung zuzutrauen. Sonst wären Untersuchungsergebnisse, wie sie von Barger et al.01 präsentiert worden sind, wohl schwerlich möglich. Besonders bemerkenswert: Die Erhebungen wurden bei jungen Ärzten in den ersten Jahren ihrer Krankenhaustätigkeit durchgeführt, also in einer Gruppe, der eine Bewältigung des Schlafdefizits noch eher zugetraut wird als älteren. Die hier in zwei Abbildungen zusammengefassten Ergebnisse können nicht wirklich überraschen.
Abb. 1: Häufigkeit von Unfällen auf dem Heimweg nach einem Dienst von bis zu 24 Stunden oder mehr, die zu einer Einlieferung ins Krankenhaus führten, polizeilich aufgenommen wurden und/oder einen Schaden von mehr als 1.000 Dollar verursachten.
Noch drastischer waren die Unterschiede bei der Häufigkeit von Beinaheunfällen, definiert als Ereignisse, bei denen ein ernsthafter Unfall gerade noch abgewendet werden konnte. Beachten Sie den veränderten Maßstab der y-Achse!
Abb. 2: Häufigkeit von Beinaheunfällen auf dem Heimweg nach einem Dienst von bis zu 24 Stunden oder mehr.
Die Ärzte hatten im Durchschnitt 70,7 Stunden pro Woche im Krankenhaus verbracht, davon 67,4 Stunden wach. Da nur etwa 8% eine 40-Stunden-Woche hatten, dürften die meisten auch nach einer Arbeitszeit von unter 24 Stunden den Heimweg übermüdet angetreten haben.
Abb. 3: Häufigkeit von Einschlafen oder Einnicken am Steuer bei der Heimfahrt während des Fahrens oder, wenn der Verkehr zum Stillstand gekommen war, jeweils in Abhängigkeit von der Häufigkeit langer Dienste von mehr als 24 Stunden im Monat
Abb. 3 zeigt eindrucksvoll, welche Folgen ein anwachsendes Schlafdefizit auf die Gefährdung im Straßenverkehr hat.
Alle hier gezeigten Unterschiede waren statistisch signifikant.
Unter Übermüdung leidet natürlich auch vor der Heimfahrt die Qualität der ärztlichen Arbeit im Krankenhaus. Auch dazu gibt es bereits überzeugende Untersuchungsergebnisse.
Warum wir das hier referieren: Auch in Hessen gibt es noch Krankenhausverwaltungen, die Ärzten Marathondienste zumuten, mit Folgen, die nicht nur für die Patienten im Krankenhaus, sondern auch für die Verkehrsteilnehmer um das Krankenhaus herum verhängnisvoll sein können.
Lesen Sie dazu auch zur Wirkung einer Übermüdung wie eine Alkoholisierung aus einer weiteren Studie: Dienst ist Schnaps: Marathondienste beeinträchtigen Leistungsfähigkeit wie Alkohol und eine Satire …
Archivierung einer nicht mehr zugänglichen statischen Webseite des Marburger Bundes Landesverband Hessen (mbhessen.de/aktuell/unfaelle.htm)
Letzte Überprüfung: 2018-06-27
01 https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa04
1401 | kuni.org/to/8LDb
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