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Prof. Dr. Verena Kuni  M. A.

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"I can make you a… ..copy without original", Rock the Horror Picture Show. Zur (Re-)Produktion von Geschlechtern im Imaginationsraum digitaler Kreation

Vortrag im Rahmen der Tagung "Sceening Gender: Körper und Geschlecht im Zugriff von Wissenschaft, (Gen-)Technologie und Kunst", Universität Hamburg, 27.-30.06.2002

Zur gelungenen Herstellung eines Menschen gehört ein Geschlecht: Ein Geschlecht, das Eins ist oder das Andere, jedenfalls eine ein-deutige Zuordnung erlaubt. So lautet das Gesetz, dem in unserer Gesellschaft wissenschaftliche, iuridische und soziale Instanzen gleichermassen Folge leisten wie sie um seinen Fortbestand bemüht scheinen. Sekundiert werden sie dabei nicht nur von der Kulturgeschichte religiöser und mythologischer Überlieferungen, die zwei- oder mischgeschlechtliche Gestalten in die Reiche des Numinosen oder des Monströsen verweisen. Entsprechendes spiegelt auf weite Strecken auch die (Kunst-)Geschichte der Imaginationen von künstlichen Menschen wider, deren Geschlecht zudem nicht selten in einem spezifischen Spannungsverhältnis zum dem ihrer Schöpfer bzw. Hersteller steht. Hier ist es oft sogar das dezidierte Ziel, mit den Mitteln von Kunst und Technik eine idealtypische Verkörperung des "natürlichen Geschlechts", einen "echten Mann" oder eine "Eva der Zukunft" zu schaffen.

Auch im Zeitalter neuer technologischer Optionen scheinen Wesen zwei-, mehr- oder uneindeutigen Geschlechts tendenziell weniger mit primordialer Ganzheitlichkeit assoziiert zu werden, als vielmehr in das Fachgebiet der Teratologie zu fallen. Insbesondere in der Bilderwelt gängiger Science Fiction stellen changierende, oszillierende oder gar "vorgetäuschte" Geschlechtszugehörigkeiten nachgerade ideale Indikatoren nicht nur für die Künstlichkeit bzw. "Widernatürlichkeit" einer Schöpfung, sondern auch für etwaige Konstruktionsfehler dar; nicht selten werden sie zu Kriterien für die Identifikation von Existenzformen gekürt, in denen Über- und Unmenschlichkeit auf fatale Weise kollabieren.

Herrschen demgegenüber im Cyberspace andere Gesetze, wenn MUDs und MOOs zu "Gender Identity Workshops" werden, deren TeilnehmerInnen zwischen einer Vielfalt an Geschlechtszugehörigkeiten von "neuter" über "multiple" bis "spivak" wählen können? Und werden über die Cross-Gender-Identifikationen und -Identitätsentwürfe, die in diesem Kommunikations- und Narrationsraum kursieren, nicht nur andere Körper- und Geschlechter-Vorstellungen und -Politiken, sondern auch andere Bilder(-Politiken) in den Imaginationsraum Cyberspace eingespeist? Oder begegnen wir in einem Umfeld, das sich zunehmend zu einer "Arena der Repräsentation" für die tradierten gesellschaftlichen Machtverhältnisse formiert hat, nurmehr den bereits bekannten Bildern, die hier – learning by doing – die Performativität von Geschlecht um so wirksamer zu kontrollieren und zu regulieren helfen?
Diesen und weiteren Fragen möchte ich an einer Reihe von ausgewählter webbasierter Projekte nachgehen, die sich mit der Herstellung künstlicher Menschen bzw. mit der künstlichen Herstellung von Menschen beschäftigen und in denen die Frage nach "dem" Geschlecht eine spezifische Schnittstelle bildet.

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