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kuniver.seProf. Dr. Verena Kuni M. A.
Kunst·Medien·Kultur - Theorie·Praxis·Vermittlung
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Art·Media·Culture - Theory·Practice·Transfer
Vortrag im Rahmen des XI. Trier Workshop zur Frauen- und Genderforschung,
"Exil, Migration, Diaspora", Universität Trier
gehalten am 05.07.2001
Dass das World Wide Web für die kunstwissenschaftliche Exilforschung neue Möglichkeiten eröffnet, scheint auf der Hand zu liegen: Immer mehr im Umfeld der Exilforschung tätige Organisationen, Institutionen und Einzelpersonen haben damit begonnen, über ihre Homepages Informationen, Dokumentationen und andere Ressourcen zugänglich zu machen und das WWW wie auch andere Dienste des Internet für einen grenzübergreifenden Austausch zu nutzen. Darüber hinaus ist das World Wide Web aber auch selbst zu einem Ort der Kunst geworden, für den seinerseits nicht nur topologische Metaphern eine zentrale Rolle spielen, sondern auch Begriffe wie "Herkunft" und "Heimat", "Grenze" und "Grenzüberschreitung", wie schliesslich auch "Migration", "Emigration" und "Exil" explizit zum Thema künstlerischer Arbeit am und im elektronischen Netzwerk werden.
Während einige KünstlerInnen den Cyberspace per se als einen transitorischen Raum verstehen, dessen spezifisches Potential darin liegt, ein utopischer (Nicht-)Ort zu sein, den es mit den Mitteln der Imagination zu gestalten gilt, suchen andere diese "temporäre autonome Zone" mit dem geographischen Raum zu verschränken, indem sie virtuelle und reale Reisen miteinander verbinden oder das World Wide Web gezielt als Medium einsetzen, um Grenzziehungen territorialer Politiken zu thematisieren und zu unterlaufen. Das Spektrum reicht dabei von Arbeiten wie der Reiseperformance "Exodus" des Tschechen Michael Bielicky, der 1995 seine an Moses' Flucht aus Ägypten orientierte Wanderung durch die Negev-Wüste online dokumentierte, über an Reisetagebüchern orientierte Projekte wie "Siberian Deal", das die österreichische Künstlerin Eva Wohlgemuth und die amerikanische Kuratorin Kathy Rae Huffmann 1995 in die ehemalige russische "Strafkolonie" führte, die "elektronische" und reale Grenzkontrollen thematisierende Gemeinschaftsarbeit "Buy one Get One", die die aus Hong Kong in die Vereinigten Staaten emigrierte Künstlerin Shu Lea Cheang zusammen mit dem Schriftsteller Lawrence Chua 1997 entwickelte oder Ingo Günthers bereits 1989 begonnenes Projekt "Refugee Republic", das den weltweiten Flüchtlingsströmen eine virtuelle Heimat zu bieten sucht, bis hin zu politische Inititativen wie dem im Rahmen des Hybrid Workspace auf der documenta X in Kassel begründeten Projekt "Cross the Borders – Kein Mensch ist illegal", das bis heute von zahlreichen KünstlerInnen mitgetragen wird.
Wenn sich für die Frage nach der Bedeutung und Funktion des "Exils" im virtuellen Raum demnach auch aus der Perspektive der Kunst und der Kunstwissenschaft höchst unterschiedliche Ansatzpunkte finden lassen, möchte ich mich in meinem Beitrag, der sich mit Arbeiten der kanadischen Künstlerin Vera Frenkel und der australischen Künstlerin Suzanne Treister beschäftigen wird, die beide das World Wide Web nutzen, um reale und fiktionale Geographien und Biographien, Geschichte und Geschichten miteinander zu verschränken, auf zwei Beispiele konzentrieren, in denen zum einen jeweils die europäische Exilgeschichte und insbesondere das Schicksal jüdischer Emigrantinnen bzw. die jüdische Diaspora, und zum anderen das Spannungsfeld von Geschlecht und Identität im medialen wie im realen Raum auf spezifische Weise zum Thema werden.
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