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Curriculum Vitae

Ilse Kuni

 

Ilse Kuni wurde am 14.06.1915 in Kandern als Tochter des Dipl. Chem. Dr. Julius Umbach (1888-1932) und dessen Ehefrau Emmy Umbach, geb. Müller (1891-1979), geboren.

Ihr Vater würde heute als Technikfreak und early adopter bezeichnet werden. Julius Umbach war überzeugter Pazifist. In seinem Nachlass fand sich ein Anstecker mit dem Symbol der War Resisters International (WRI): Jesus zerbricht das Gewehr.

Auch heftige und wiederholte antisemitische Anfeindungen eines deutsch-nationalen Fabrikbesitzers in Kanderns lokaler Presse konnten ihn nicht abhalten, sich offen zu seinen Geschäftsbeziehungen mit jüdischen und französischen ("Todfeinde Deutschlands") Partnern zu bekennen.

Von der Volksschule wechselte Ilse Kuni als Tochter eines überzeugten Anthroposophen zur Freien Waldorfschule in Stuttgart. Als ihr Vater in der großen Wirtschaftskrise keine Mittel mehr hatte, ging sie auf das humanistische Hebel-Gymnasium in Lörrach. Ihre musikalische Begabung hatte der Gitarrenliebhaber Julius früh erkannt und gefördert. Zum weiteren Klavierunterricht besuchte sie das Konservatorium Basel.

Der frühen Tod des Vaters am 18.01.1932 nach einem Unfall veranlasste sie, den Schulbesuch abzubrechen und ihrer Mutter durch die schwere Krise zu helfen.

Am 30.08.1937 wurde die Ehe mit Dr. med. vet. Erwin Kuni geschlossen, aus der zwei Kinder (Horst geb. 12.09.1938 und Heide geb. 30.01.1942) hervorgingen. Im Jahr der Eheschließung erfolgte wegen des beruflichen Schwerpunkts ihres Mannes der Umzug nach Wertheim/Main in ein Mehrfamilienhaus in der Bismarckstraße. Zur Erdgeschosswohnung gehörte ein großer Garten mit dem barackenähnlichen Gebäude eines früheren Kinos, dessen Vorführraum als Hühnerstall diente. Durch ihr Elternhaus war sie gegen den Nationalsozialismus immunisiert. Das bestimmte natürlich auch das familiäre Klima. Ihre kommunikative Art sorgte für einen guten Zusammenhalt der Hausgemeinschaft.

Die Erdgeschosswohnung hatte den Nachteil, dass sie nach Kriegsende mehrmals von der amerkanischen Armee beschlagnahmt wurde. Das erste Mal musste Ilse mit ihrer Schwester Ruth und den Kindern in die alte Kinobaracke umziehen. Beim zweiten Mal wurde sie mit ihren Kindern von einer benachbarten Ärztin aufgenommen.

Kaum begann in Wertheim wieder ein ziviles Leben, gründete Ilse Kuni mit Gleichgesinnten den Kulturring, den sie viele Jahre durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit prägte. Sie sorgte für die Einladung renommierter AutorInnen zu Lesungen und organisierte Konzerte in der Turnhalle des Schulzentrums. 1949 in ein Einfamilienhaus umgezogen, war es eine Selbstverständlichkeit, dass viele Eingeladenen dort Logis und Verpflegung fanden.

Viele Freundschaften wurden dadurch gestiftet, die noch nach Jahren ohne einen Auftritt in Wertheim zu einem Besuch bei Kunis führten: Eine Violinvirtuosin konnte ihr Klavier ausleihen; einem holländischen Chorknaben hatte sie einen Hund geschenkt, in den er sich verliebt hatte. Bei der Zollkontrolle sang der Knabenchor aus voller Kehle, damit der in einem Korb versteckte Welpe nicht zu hören war. Nach Jahren kam der Hundefreund mit seiner Verlobten zu Besuch.

Ilse Kuni spielte Klavier auf hohem Niveau. Sie war eine gute Begleiterin. Regelmäßig trug Frau Helene Haas ihr Cello Johannes zum gemeinsamen Musizieren den Berg hinauf. Ilse spielte mit ihrem Sohn vierhändig; ihre Tochter begleitete sie zur Querflöte. Immer wieder trafen sich Bekannte bei Kunis zur Kammermusik.

Am 19.11.2000 verstarb Ilse Kuni in Wertheim/Main nach kurzer schwerer Krankheit. Bei ihrer Beerdigung wurde ein der Familie Fremder angesprochen: Er sei gekommen, weil Frau Kuni wegen des Kulturrings der Anlass für ihn als Zugezogener gewesen sei, schließlich in Wertheim zu bleiben.

 

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http://www.kuni.org/i/cv.html
 
Stand: 2020-10-26  Verantwortlich: E-Mail Prof. Kuni horst@kuni.org   © 2020