Prof. Dr. Horst Kuni
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Dieser Vortrag stammt aus dem Interdisziplinäres Seminar zu Ökologie und Zukunftssicherung (ISEM) im
Wintersemester 2004/2005.
Unter dem Leitthema Unsere Welt in 20 Jahren - Wie wollen wir leben?,
zugleich eine Vortragsreihe der Kinderuniversität fand er am
22.11.2004 statt.
Grund für die I im Titel:
Am 17.01.2005 hielt Prof. Dr. Wolfgang Hesse den Vortrag
Mensch und Technik II: Zukunft ´Informationsgesellschaft´.
Der Vortrags setzte sich mit der Behauptung auseinander, Atomenergie verspräche eine Reduktion der CO2-Emission durch Substitution fossiler Energieträger und sei deshalb nachhaltig. Das geistert als Untote nach fast zwei Jahrzehnten wieder durch die Medien und ist Anlass, den Vortrag mit notwendiger Aktualisierung von Links wieder ins Netz zu stellen.
Unvermeidlich wird auch diese Präsentation mehr Fragen aufwerfen als sie beantworten kann.
Weiterführende Informationen finden sich z.B. auf der Website von
ISEM
(http://www.uni-marburg.de/isem/)
und über die des
Autors
(http://www.kuni.org/h).
(So werden hier übrigends Links in eine externe Webseite dargestellt, der Sie sowohl durch Klick auf
das Symbol als auch den Textlink folgen können. Beachten Sie, dass dabei die meisten Browser
ein zusätzliches Fenster öffnen, das Sie selbst wieder schließen müssen.
Das Plus dieser kleinen Zumutung: Sie verlieren den Faden in dieser Präsentation nicht.)
Zunächst ein analytischer Blick auf das Thema des Vortrages:
Was haben Atomenergie und Radioaktivität mit einer nachhaltigen Entwicklung zu tun?
Zur Beantwortung dieser Frage orientieren wir uns an den Ausführungen zum
Stichwort 'Nachhaltige Entwicklung' in
Wikipedia
(http://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltige_Entwicklung).
Atomenergie verspricht eine Reduktion der CO2-Emission durch Substitution fossiler Energieträger,
Radioaktivität, als unabwendbare Folge der Anwendung von Atomenergie die Kehrseite dieser Medaille, steht in einem Konflikt mit dem ersten Grundbedürfnis aller Menschen: der Gesundheit.
Die Beachtung und Sicherung der Grundbedürfnisse des Menschen ist aber ein zentrales Anliegen nachhaltiger Entwicklung.
Mein Konflikt mit dem mir aufgegebenen Vortragsthema ist die Negativität des Begriffs nicht-nachhaltige Entwicklung. Ich will eine Konversion zum Positiven erreichen durch Aufklärung und Bewirken besseren Handelns aufgrund von Überzeugung.
Daraus ergibt sich die folgende Gliederung des Vortrages:
Als Nuklearmediziner werde ich den Schwerpunkt auf die gesundheitlichen Auswirkungen radioaktiver Schadstoffe legen. Um das Ausmaß der Bedrohung besser beurteilen zu können, wird im ersten Kapitel den Versprechungen einer schönen neuen Welt durch eine Renaissance der Atomenergie gefolgt.
Das zweite Kapitel setzt sich mit der häufigen Behauptung auseinander, die beim Normalbetrieb von Atomlagen freigesetzte Radioaktivität stelle keine nennenswerte Gesundheitsgefährdung dar, da die gesetzlichen Grenzwerte eingehalten würden und schließlich die Dosis das Gift mache (dosis facit venenum).
Im dritten Kapitel werden die Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Auswirkungen auch kleinster Dosen auf die Freisetzung der Radioaktivität beim Gebrauch des Urans angewendet, gewissermaßen nach dem makabren Krimimotto Leichen pflastern seinen Weg. Zu prüfen wird sein, ob und in wieweit hierbei besonders gegen die Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung verstoßen wird.
Schließlich soll ein Fazit gezogen werden.
Das erste Kapitel Schöne neue Welt soll in drei Abschnitte untergliedert werden:
Der erste Abschnitt stellt die Argumente für eine Renaissance der Atomenergie vor und einige skeptische Aspekte dazu.
Im zweiten Abschnitt wird für deutsche Verhältnisse berechnet, welchen Ausbau die
Atomenergie erfahren muss, um die Versprechungen der
'schönen neuen Welt' (in den folgenden Seiten ohne Anführungen benutzt) konsequent zu erfüllen.
(Anmerkung zu 2021: Die Daten des Vortrags aus 2004 können natürlich nicht
den inzwischen erfreulichen Zuwachs grüner Energie wiedergeben.)
Im dritten Abschnitt wird dargestellt, welche Auswirkungen der konsequente Ausbau der Atomenergie auf unsere Region haben kann.
Nicht alle zitierten Artikel schreiben die Renaissance der Atomenergie herbei, einige berichten darüber, wie sie herbeigeredet wird. Das Zitat aus 2021 steht stellvertretend für Meldungen, die zum Thema durch die Medien gingen. Es unterstreicht zugleich mit dem Ergebnis der Online-Abstimmung (etwa jeder zweite meint, es bräuchte die Atomkraft für die Dekarbonisierung), wie wichtig es ist, sich an der Debatte zu beteiligen.
Da ein politischer Machtwechsel zum Wesen einer Demokratie gehört, ist es von Interesse, wie maßgebliche Politiker der derzeitigen Oppositionsparteien zur Renaissance der Atomenergie stehen. Der oben zitierte Artikel aus der Süddeutschen Zeitung signalisiert das bereits in der Überschrift, beim ZEITForum reicht ein Blick in das Intro:
ZEITFORUM
Mit neuer Strahlkraft: Die Zukunft der Kernenergie
Das ZEITForum der Wissenschaft im Leibniz-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin am 27.10.2004
Eine »Renaissance der Kernenergie« mag Jürgen Trittin nicht erkennen. Die sich häufenden Meldungen über Kraftwerksneubauten und Baupläne – etwa aus Frankreich, Finnland und Brasilien – überzeugen den erklärten Kernkraftgegner nicht. Auf dem ZEITForum der Wissenschaft im Leibniz-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin diskutierte der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Friedrich Merz, dem Framatome-Geschäftsführer Ralf Güldner, dem Energieexperten Alfred Voß und dem Juristen Hasso Hofmann über die Zukunft der Energieversorgung in Deutschland. Während Merz den »Ausstieg aus dem Ausstieg« fordert, Kraftwerkserbauer Framatome sich über neue Verträge – unter anderem mit Finnland – freut und Alfred Voß wenigstens die Option Kernkraft für Deutschland erhalten will, sieht Trittin keinen Grund, die Gesetzeslage zu ändern. Lesen Sie im Folgenden das Protokoll des Gesprächs…
Die schöne neue Welt verspricht uns eine 'friedliche Kernkraft'. Beide Begriffe müssen hinterfragt werden.
Mein Kollege Prof. Ackermann unterteilt die Anwendung der Atomenergie in eine militärische und zivile, die oft so schlecht voneinander zu trennen sind, dass er das mit dem Begriff 'zivilitärische' Anwendung belegt hat. Beide Anwendungen der Atomenergie sind im Krieg wie im Frieden möglich.
Das Attribut 'friedlich' kann also nicht nur über die Gefahren einer Prolifertation bei der zivilen Verwendung hinwegtäuschen, insbesondere bei der Gewinnung von Plutonium im Rahmen der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente, sondern auch vergessen lassen, welche heftigen Reaktionen bei der Gegenwehr gegen zivile Atomanlagen in der Bevölkerung zu beobachten sind.
Nicht zuletzt sind die Grenzen zwischen einer zivilen und militärischen Verwendung fließend, wenn eine zur 'friedlichen' Nutzung gedachte Atomanlage in einer kriegerischen Auseinandersetzung durch Sprengung oder Bombardierung 'militärisch' eingesetzt wird.
Der Ersatz der Silbe 'Atom' durch 'Kern' in der 'politisch korrekten' Nomenklatur der Atomkraftbefürworter versucht wohl, nicht nur der Assoziation an die erste militärische Verwendung der Atomenergie beim Massenmord in Hiroshima und Nagasaki durch den Abwurf von Atombomben auf Menschen auszuweichen. Sicher soll auch die Befürchtung Vieler umgangen werden, die Zerlegung eines Atommeilers beim Auftreten einer Kernschmelze setze Energien wie bei der Explosion einer Bombe frei. In diesem Vortrag wird die Silbe 'Kern' nur in Zitaten verwendet.
Die Sorge um eine atomare Katastrophe greifen 'innovative Konzepte' des Reaktorbaus auf, mit denen in der schönen neuen Welt die Akzeptanz der Atommeiler erreicht werden soll.
Bei den beiden im Folgenden vorgestellten Entwicklungen wird nicht mehr wie bisher die Möglichkeit einer Kernschmelze als unwahrscheinliches Restrisiko verdrängt, sondern in die technische Planung einbezogen: Ein 'Aschenbecher' (so der im oben zitierten Artikel der ZEIT Nr. 44 2003 erläuterte Technikjargon) soll in diesem Fall den geschmolzenen Kern innnerhalb des Sicherheitsbehälters auffangen, ihn kühlen und so verhindern, dass dieser sich durch den Boden des Meilers ins Grundwasser durchschmilzt.